Ehrenkurator Dipl.-Ing Herbert Philipp berichtete im Feber 2012

24 Jahre ehrenamtlich im Presbyterium der Pfarrgemeinde tätig – ein Rückblick

Die Jahre sind schnell ins Land gezogen und so ist auch für mich die Zeit gekommen, wo mir meine Vernunft und mein Hausverstand sagen, dass ich mein Amt altersbedingt zurücklegen muss. Ich tue es nicht mit leichtem Herzen, denn mir machte die Arbeit Freude und sie gab mir auch sehr viel.

Als mich im Sommer 1986 der damalige Pfarrer Arnold im Forsthaus in Matrei besuchte, sprachen wir über die Pfarrgemeinde, die bevorstehenden Wahlen in die Gemeindevertretung und auch darüber, dass ich als Landesbeamter 1987 in den Ruhestand treten muss und nach Lienz übersiedeln werde. Er fragte mich sofort, ob ich nicht Lust und Freude hätte, in der neugewählten Gemeindevertretung mitzuwirken. – Ich hatte Lust, denn ich fühlte mich körperlich und geistig noch voll leistungsfähig und war froh, nicht von einem Tag auf den anderen in ein völliges Nichtstun zu fallen. Über das Angebot war ich zwar überrascht, denn ich hatte während meiner langen Dienstzeit nur eine sehr lose Verbindung zu meiner Pfarrgemeinde. Schon die Entfernung von 28 km von der Kirche zu meinem Wohnort bewirkte, dass ich nicht regelmäßig Gottesdienste in Lienz besuchen konnte. So war ich öfters mit meiner röm.-kath. Frau zur Messe in der Matreier Pfarrkirche und hatte mit den Dekanen Kurzthaler und Hollaus ein sehr gutes, freundschaftliches Verhältnis.

In Lienz ansässig geworden, war ich nun plötzlich eingebunden in das Geschehen der Pfarrgemeinde. Im Herbst 1987 erfolgte meine Wahl in die Gemeindevertretung und weiter ins Presbyterium, wo ich das Amt des Schriftführers bei den Sitzungen der beiden Gremien übernahm. Nach Erkrankung des bisherigen Kurators Sepp Unterscheider, dem für seine aufopfernden Leistungen neben seiner schweren Aufbauarbeit in seiner großen Gärtnerei besonderer Dank gebürt, legte dieser sein Amt bei den Neuwahlen 1993 zurück und das Presbyterium wählte mich im März 1994 zu seinem Nachfolger.

Die Arbeit als Kurator machte mir viel Freude. Ich vertrat den Pfarrer bei einzelnen Veranstaltungen, wenn dieser durch anderweitige Verpflichtungen verhindert war. Durch die Kontrolle aller Eingangs- und Ausgangsbelege auf ihre sachliche und rechnerische Richtigkeit und die Durchführung aller Bankgeschäfte hatte ich die finanzielle Lage der Pfarrgemeinde ständig im Griff. Gemeinsam mit Pfarrer und Schatzmeister Johann Jenkner gelang es, bei den immer wieder anfallenden Erneuerungs- und Instandsetzungsarbeiten bei Kirche und Pfarrhäusern, zweckmäßige und preisgünstige Finanzierungsmöglichkeiten zu finden. Die Erfahrungen des Schatzmeisters in baulichen Angelegenheiten und seine guten Verbindungen zu den Firmen waren dabei eine große Hilfe.

Der demokratische Aufbau unserer Kirche erfordert Mehrheitsbeschlüsse. Es kann nicht ein Einzelner seinen Kopf durchsetzen, wenn die Mehrheit dagegen ist. Ich war deshalb bemüht, mit dem Pfarrer, damals noch als junger Vikar, mit dem ich fast zur gleichen Zeit die Arbeit für die Pfarrgemeinde begann, ein offenes, vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. Ohne dem kann eine gedeihliche Arbeit für die Gemeinde nicht gelingen.

Die Nähe zu Pfarrer und Kirche brachte für mich auch eine große Bereicherung und Stärkung meines Glaubens. Ich erkannte den felsenfesten und unbeugsamen Glauben unseres Pfarrers, der ansteckend ist, und ich schätze seine Predigten, die von Herzen kommen. War früher in mir oft der Gedanke, „ich sollte wieder einmal einen Gottesdienst besuchen“, so bin ich mir jetzt gewiss, „ich möchte und ich will den Gottesdienst besuchen“.

Es waren als schöne und bereichernde Jahre für mich, die ich nicht missen möchte.

 

   
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