Liebe Gemeinde! Jesus sagt: Die Hl.Schrift redet von mir. Natürlich ist das Alte Testament der Bibel gemeint. Das Neue Testament gab es zur Zeit Jesu ja noch nicht. Beim letzten Bibelkreis fragte ein Teilnehmer: Herr Pfarrer, zeig uns einmal so eine Stelle im Alten Testament, die von Jesus redet. Der heutige Predigttext ist so eine Stelle. Es ist ein Prophetenwort, das durch Jesus in Erfüllung ging. Es gibt hier ein wechselseitiges Verstehen: Wenn wir auf Jesus schauen, verstehen wir das Prophetenwort. Wenn wir das Prophetenwort lesen, verstehen wir, was das Sterben Jesu bedeutet.
Vers 3: Er war der Allerverachtetste. Jesus Christus war so verachtet, dass man ihm ins Gesicht spuckte. Er war der Unwerteste. Jesus Christus wurde zum Tode verurteilt. Er war nicht wert, dass er am Leben blieb. Als Verbrecher wurde er mitten unter Verbrechern hingerichtet. Voller Schmerzen. Die Kreuzigung ist die grausamste und qualvollste Hinrichtungsmethode, die Menschen ersonnen haben. Er war nicht nur in den Augen von Menschen ein Verbrecher; er schien auch von Gott verflucht. „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt“ heißt es schon im 5.Mosebuch (5.Mo 21,23/Galater 3,13)
Was war nun Jesu Verbrechen? Diese Frage stellt auch ein Lied in unserem Gesangbuch (EG 81): Was hast du verbrochen, dass man ein solch scharf Urteil hat gesprochen? Nichts hat er verbrochen. Jesaja sagt von ihm: Er hat niemand Unrecht getan. Kein Betrug ist in seinem Munde gewesen. (V.9) Er war Gottes Knecht, der Gerechte (V.11). Jesaja sagt (V.5): Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Wenn Jesaja „wir“ sagt, dann meint er sich selber zusammen mit seinem Volk Israel: Wir sind Sünder. Wer will behaupten, dass das nicht auch für uns und unser Volk gilt, dem wir angehören. Unsere Sünden und Missetaten verdienen Strafe. Gottes Strafe. Der am Kreuz erleidet die Strafe, die WIR verdienen.
„Die Strafe liegt auf ihm, auch dass wir Frieden hätten“ Ich erinnere mich noch, als ich ein kleiner Bub war. Da habe ich vieles angestellt. Dann war immer die Angst, es könnte entdeckt werden. Was ist, wenn es herauskommt, dass ich es war. Da hatte ich keinen Frieden. Gott möchte, dass wir Frieden haben. Frieden mit Gott. Den können wir haben, weil einer die Strafe getragen hat, die wir verdient haben.
Der Gerechte stirbt. Dieser Satz ist unbegreiflich für den religiösen Menschen. Ich meine nicht den christlichen Menschen, sondern allgemein den religiösen Menschen. Der religiöse Mensch sagt: Der Gerechte stirbt doch nicht! Entweder er war kein Gerechter, oder er ist nicht gestorben. Er war kein Gerechter – das sagte der jüdische Hohe Rat. Er ist ein Gotteslästerer. Oder: Er ist nicht gestorben. Das sagt der Islam. Im Koran steht, dass eine Gestalt, die Jesus ähnlich war, am Kreuz gestorben ist.
In diesen Tagen werdet Ihr vielleicht den Satz gehört haben: Der Karfreitag ist euer höchster Feiertag. Manche versuchen dann ein wenig abzuschwächen: „Feiertag“ kann man nicht sagen, wenn man daran denkt, dass einer stirbt. „Gedenktag“ ist vielleicht das richtige Wort. Ich wehre mich nicht gegen das Wort „Feiertag“ für den Karfreitag. Wenn wir Befreiung erleben, Befreiung von der Sünde, dann ist das Grund zum Feiern. Im Psalm 32 heißt es. Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist. Wohl dem Menschen, dem der Herr die Schuld nicht zurechnet. Wir können einen Friedensschluss feiern. Den Frieden mit Gott.
Es gibt eine Lösung für das Problem unserer Sünde. Weil es eine Lösung für dieses Problem gibt, können wir das Problem anschauen. Manchmal haben wir ein Problem und wissen keine Lösung. Dann versuchen wir das Problem zu verdrängen. Wir wollen nichts davon wissen, weil wir keine Lösung haben. Schauen wir das Problem der Sünde an. Manche sagen. Ich habe damit kein Problem. Ich habe keine Sünden. Ich habe keinen umgebracht und gestohlen habe ich auch nichts. Jesaja gibt uns Nachhilfeunterricht, dass wir unsere Sünde erkennen. In V 6 heißt es: Wir gingen alle in die Irre wie Schafe. Ein jeder sah auf seinen Weg.“ Dazu habe ich in einem Kommentar gelesen: In die Irre gehen Schafe, wenn sie allein ihrem Fresstrieb folgen und darum nicht auf das Gelände achten. Dann kann es passieren, dass sie in gefährliches und unwegsames Terrain gelangen. Wenn sie die Gefahr erkennen, kommt es zu einem planlosen Umherlaufen, und oft genug kommt es dann zu Todesstürzen. Das kann passieren, wenn Schafe nur ihrem Fresstrieb folgen. Jeder muss sich selber fragen: Welchem Trieb folge ich, der mich von Gott wegführt?
In Vers 9 heißt es: Man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei – jetzt habe ich zwei Wörter hingeschrieben, die ich mit einem Schrägstrich getrennt habe: Reiche bzw. Übeltäter. Im ursprünglichen hebräischen Text hat es „bei Reichen“ geheißen. Da hat sich wohl ein Übersetzer oder Abschreiber gedacht: „Gottlose“ und „Reiche“ das passt nicht zusammen. Zu „Gottlose“ passt wohl besser „Übeltäter“. Wenn wir die Evangelien lesen, merken wir, dass Jesaja schon recht hatte. Alle vier Evangelien berichten vom reichen Ratsherrn Josef von Arimathäa. Der ging zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam Jesu und legte ihn in sein eigenes Grab, das er in einen Felsen hatte meißeln lassen. Jesus wurde, nachdem er vom Kreuz abgenommen worden war, in das Grab eines Reichen gelegt.
Von diesem Josef von Arimathäa gibt es eine Anekdote: Ein Freund sagt zu ihm: Josef, du bist doch ein ehrenwerter Mann. Wie kannst du dein Grab diesem Galiläer geben? Und Josef antwortete: Ist ja nur für drei Tage. Ich denke: Josef von Arimathäa hat wohl nicht mit der Auferstehung Jesu gerechnet. Die Jünger Jesu rechneten ja auch nicht damit. Ich frage mich, ob überhaupt dem Jesaja die tiefe Bedeutung seines Prophetenwortes bewusst war. Wir, als Christen, die nach Ostern leben, können im Wort des Jesaja bereits die Auferstehung angedeutet sehen: V.10: Er wird in die Länge Leben. Da denken wir an Jesus, der nach der Auferstehung nicht mehr stirbt. V 11: Er wird das Licht schauen und die Fülle haben. Da denken wir an das Licht der Auferstehung und die Fülle des ewigen Lebens im Himmel bei seinem Vater.
Jesaja 53 beginnt: „Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde?“ Zwischen den Zeilen höre ich das Seufzen des Propheten: Das glaubt ja doch keiner. Entscheidend ist, dass DU es glaubst. Dann hast du heute einen Feiertag. Nicht nur, weil Jesus deine Sünde getragen hat und du Frieden mit Gott hast. Du hast auch einen Feiertag, weil du dann auch zu den „Nachkommen“ Jesu gehörst, von denen Vers 10 redet. Du gehörst zu Jesu Verwandtschaft. Wie Jesus wirst du auch „in die Länge leben“, d.h. ewiges Leben haben. Wie Jesus wirst Du auch das Licht schauen, das Licht der Auferstehung und die Fülle haben.
Amen.
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