Weihnachtspredigt von Pfarrer Hans Hecht
Liebe Gemeinde!
Hier liegt uns ein uraltes Glaubensbekenntnis vor. Ein Christusbekenntnis. Voll von unglaublichen Aussagen. Offenbart im Fleisch.
Unglaublich.
Einleuchten würde uns, wenn es hieße, Gott hätte sich gezeigt im Gewitter, im Blitz, im Donner, im Licht der Sonne, im Erdbeben. In gewaltigen Ereignissen, vor denen der Mensch nur hilflos dastehen kann. Nun aber liegt er selber hilflos als Kind in der Krippe im Stall von Bethlehem. Offenbart im Fleisch. Der unbegreifliche Gott wird ein Gott zum Angreifen. ER teilt mit uns unser menschliches Dasein. Freud und Leid des Lebens. Weil er Freude kennengelernt hat, soll keiner sagen, Gott sei ein Feind der Freude. Er hat auch das Leid gespürt. Keiner braucht mehr zu sagen: Niemand kümmert sich um mich! Gott kümmert sich um dich. Dazu wird Gott ein Mensch wie du. Keiner braucht mehr zu sagen: Niemand kommt zu mir! Gott kommt zu dir. Dazu wird Gott ein Mensch wie du. Keiner braucht mehr zu sagen: Niemand ahnt wie es mir geht und was ich fühle! Gott weiß, wie es dir geht und was du fühlst und er fühlt mit. Dazu ist er ins Fleisch gekommen.
Gerechtfertigt im Geist.
So unglaublich es ist, dass Gott Mensch wird, so unglaublich ist es, dass dieser Mensch Jesus von Nazareth Gott ist. Es wird deutlich bei der Taufe Jesu. Gottes Geist kam auf Jesus und Gottes Stimme wurde hörbar: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.
Aber nicht nur der Geist Gottes, der auf Jesus ist, macht es deutlich. Auch der Geist Gottes, der auf uns kommt, macht es deutlich. Menschlicher Geist sagt: Jesus ist ein Mensch. Ein besonderer Mensch. Aber Gottes Geist schenkt den Glauben: Jesus ist der menschgewordene Gott. Erschienen den Engeln. Das ist schon unglaublich an sich. Gibt es denn Engel? Wie kannst Du glauben, dass es Engel gibt, wenn du noch keinen gesehen hast? Ist das von dir nicht überheblich, wenn du meinst, was du noch nicht gesehen hast, gäbe es nicht? Einer der Engel, sozusagen ihr Sprecher, tritt auf und spricht: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr“.
Gepredigt den Heiden.
Unglaublich!. Gepredigt den Heiden. Die nicht auf Gott gewartet haben, die Gott nicht gesucht haben, nicht nach ihm gefragt haben - ihnen wird gepredigt. Sie sollen es wissen, da ist ein Gott. Und entscheidend ist nicht, dass du nach Gott fragst, sondern entscheidend ist, dass Gott nach dir fragt, dich sucht und ein Wort für dich hat, weil er dich liebt.
Geglaubt in der Welt
Unglaublich: In der ganzen Welt gibt es Menschen, die das Unglaubliche glauben. Aufgenommen in die Herrlichkeit. Das ist nun nicht etwas Unglaubliches, sondern etwas, was natürlicherweise die Folge ist. Wenn Jesus der Mensch gewordene Gott ist, der vom Himmel auf die Erde kam, dann ist es natürlich, dass er wieder dorthin zurückkehrt. In den Himmel. In die Herrlichkeit Gottes. An Christi Himmelfahrt.
Und jetzt kommt das Beste: Die Sätze dieses uralten Christusbekenntnisses haben auch mit dir zu tun. – Jeder einzelne Satz
Offenbart im Fleisch.
Ja, du und ich, wir sind Menschen aus Fleisch und Blut. Deswegen musste sich Gott im Fleisch offenbaren, um uns nahe zu kommen.
Gerechtfertigt im Geist
Gerechtfertigt heißt: Du bist Gott recht. Du bist Gott recht im Geist, weil der Heilige Geist Gottes dir Glauben schenkt. Und das ist es, was Gott zu allererst von dir möchte: Deinen Glauben. Den Glauben, mit dem du voll Vertrauen zu Gott kommst, wie Kinder zu ihrem lieben Vater kommen und ihm sagen, was sie freut und was sie sich wünschen. Habe ich denn Gottes Geist? Christus verspricht: Der Vater im Himmel gibt ganz gewiss den Heiligen Geist denen, die ihn darum bitten (Lk 11,13)
Erschienen den Engeln.
Ich gehe zurück auf die Grundbedeutung des Wortes Engel: Bote. Dir sind doch auch Boten Gottes begegnet, die dir das Wort Gottes ausgerichtet haben. Mir ist noch nie einer begegnet! Sagt einer. Ich sage: Jetzt steht einer vor dir und spricht zu dir. Von den Hirten heißt es: Sie breiteten das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kind gesagt war. Boten sind sie geworden. Engel. Auch du sollst ein Engel sein. Ein Bote, der das Wort von Christus ausbreitet
Gepredigt den Heiden
Auch dir ist Christus gepredigt worden und wird dir heute gepredigt. Es ist bleibende Aufgabe, der Kirche, den Heiden Christus zu predigen. Bei uns und in der Welt, damit sie froh werden über den Gott, zu dem sie sich nicht emporarbeiten müssen, sondern der Fleisch wird und zu ihnen kommt.
Geglaubt in der Welt.
Entscheidend ist, dass auch du einer von denen in der Welt bist, die glauben. Aufgenommen in die Herrlichkeit Christus ist aus Liebe zu dir nicht nur - wie du es bist – ins Fleisch gekommen. Aus Liebe zu dir will er auch, dass du – wie er es ist – aufgenommen wirst in Herrlichkeit.
In einem Weihnachtslied heißt es: Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis. Gott sei Lob, Ehr und Preis. (EG 27,6).
Wir sind noch nicht dort, im Paradies, aber es ist uns jetzt schon versprochen. Darum dürfen wir uns jetzt schon freuen und in dieser Freude Weihnachten feiern. Freut euch über das große Weihnachtsgeschenk Gottes: Dass er zu uns ins Fleisch kam, damit wir zu ihm kommen; heute zu ihm kommen im Glauben und dann einmal zu ihm kommen in seine Herrlichkeit.
Amen.
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