Liebe Gemeinde, die Erwartung der Wiederkunft Christi gehört zum wichtigen Glaubensgut der Christen von Anfang an. Es sind unübersehbar viele Stellen im Neuen Testament. Im Glaubensbekenntnis sagen wir: „…Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten“. Das ist wie bei zwei liebenden Menschen. Wenn die Liebe stark ist, ist auch die Sehnsucht nach dem Sehen, nach der Vereinigung stark. Ich bin mit meiner Frau fast 40 Jahrzehnte verheiratet. Immer wieder hat es Zeiten gegeben, in denen wir getrennt waren: Weil ich auf eine Tagung fuhr. Oder weil meine Frau zu den Enkeln musste, während eine Tochter gerade im Krankenhaus war, um das nächste Enkelkind zur Welt zu bringen. In den Zeiten der Trennung waren wir miteinander verbunden. Früher durch Briefe, durchs Telefon, mit dem Handy. Aber ich habe mir immer gewünscht, dass meine Frau doch wieder bald da wäre. Allein komme ich als Mann doch mit manchen Dingen nicht so gut zurecht. Ohne unseren Herrn Christus kommen wir in vielen Dingen nicht zurecht. Wie sollen wir zurechtkommen mit dem Terror und der Angst, die damit verbunden ist, wie sollen wir zurechtkommen mit dem Leid und der Ungerechtigkeit, mit dem Unglauben bei anderen und manchen Zweifeln bei uns selbst?
Wann kommt Christus wieder? Das einzige, was wir wissen, ist, dass wir es nicht wissen. Alle Versuche, die es gegeben hat, den Tag vorauszuberechnen, haben sich als falsch herausgestellt. Das Gleichnis von den 10 Jungfrauen macht deutlich, dass es auch lange dauern kann: „Der Bräutigam blieb lange aus“. Keiner muss aber länger warten als ein Menschenleben. Wenn einer aus dem zeitlichen Leben abgerufen wird in die Ewigkeit, dann hört die Zeit auf. In der Ewigkeit gibt es kein früher und später alles ist gleichzeitig. Auch die Wiederkunft des Christus.
Die Bilder, die wir haben für die Wiederkunft sind unterschiedlich. In einem Bild heißt es, Christus wird kommen wie ein Dieb in der Nacht. Ein bedrohliches Bild. Hier haben wir das Bild von einer Hochzeit. Ein Bild, das Freude ausstrahlt. Aber auch das Bild von der Hochzeit, das Freude ausstrahlt, hat einen letzten Ernst. Kritiker der Kirche sagen manchmal: Immer diese Drohbotschaft von der Kirche. Wir wünschen uns doch eine Frohbotschaft. Nein, es ist keine Drohung, sondern eine Warnung. Das ist ein Unterschied. Wer hasst, der droht. Wer liebt, der warnt. Jesus ist der Inbegriff der Liebe. Einer Liebe, die bis in den Tod geht. Und dieser Jesus warnt uns. Ich bringe einen Vergleich: Wenn eines meiner Kinder auf den Venediger gehen will, dann warne ich es: Am Gletscher sind Spalten. Man kann sie nicht sehen, weil Schnee drüber ist. Aber die Schneebrücken halten nicht. Da kann man leicht in eine Spalte stürzen. Das sage ich nicht, um dem Kind die Bergtour zu vermiesen, sondern um es zu warnen, damit es sich entsprechend vorbereitet und sich anseilt. Dann ist es auch bei einem Spaltensturz gewappnet.
Unser Gleichnis spricht von einer Hochzeit. Eine Hochzeit ist ein Fest der Freude. Schade, dass viele junge Menschen heute nicht mehr heiraten. Und oft ist es so, wenn sie heiraten, dann haben sie schon vorher 5 Jahre zusammengelebt und 2 Kinder. Vom ursprünglichen Sinn her ist die Hochzeit das Fest der Vereinigung. „Sie werden 1 Fleisch sein“ – So drückt es die Bibel aus. Christus ist der Bräutigam. Die Braut ist die Gemeinde. Das Wiederkommen des Christus bedeutet die innigste Gemeinschaft mit ihm. Wir werden ihn sehen, wie er wirklich ist. Noch ist er verborgen hinter dem Schleier der Unsichtbarkeit. Nur der Glaube sieht jetzt schon ein wenig hinter den Schleier. Die Hochzeit ist das Fest des Versprechens der Liebe und Treue. Christus hat dir schon längst dieses Versprechen gegeben: Ich will dich lieben und dir treu sein dein ganzes Leben lang. Bei einer richtigen Hochzeit fehlt es an nichts: Es wird gegessen, getrunken, da ist Musik, es wird gesungen und getanzt. So wird es auch sein, wenn Christus kommt. Wenn ein Paar heiratet, dann hat es auch die Hoffnung auf Kinder. Der Apostel Paulus formuliert es einmal so: Er sagt im Blick auf einen Menschen, den er zum Glauben geführt hat: Ich habe einen Sohn gezeugt. Wenn Christus wiederkommt, wird es auch das Fest sein, bei dem wir unsere Kinder sehen werden, unsere Söhne und Töchter. Die Menschen, die wir zum Glauben geführt haben.
Was heißt es Öl in den Lampen zu haben? Was heißt Wachet!? Das Gleichnis mahnt uns dazu, dass wir vorbereitet sind, wenn Christus wiederkommt. Wir sind dann vorbereitet, wen er uns bei dem findet, was er gesagt hat, dass wir tun sollen. Jesus hat uns das Doppelgebot der Liebe gegeben: Dass wir Gott lieben von ganzem Herzen und unseren Nächsten wie uns selbst. Gott lieben, heißt sein Wort lieben. Sein Wort haben wir in der Bibel. Jemand hat einmal gesagt: Die Bibel ist der Liebesbrief Gottes an uns“. Gott lieben, heißt die Bibel lesen, in den Bibelstunden sein Wort zu verstehen suchen und es zum Gesprächsthema zu machen. Im Gottesdienst lassen wir uns sein Wort zusagen. Im Gebet danken wir ihm dafür. Gott lieben heißt, im Gebet mit ihm verbunden sein. Ihm sagen, was uns bewegt. Ihm das Herz öffnen. Den Nächsten lieben, heißt, seine Nöte sehen, an Leib und Seele. Was nützt es dem Menschen, wenn er wohlhabend ist und für zwei essen kann, wenn aber die Seele verhungert, weil er Christus nicht kennt? Umgekehrt: Was nützt es dem Menschen, wenn er das Wort Gottes hört, es aber nicht aufnehmen kann, weil er am Verhungern ist? Den Nächsten lieben heißt, sich des ganzen Menschen anzunehmen, mit Leib und Seele.
Das Bild von den Lampen erinnert mich an das Wort Jesu zu seinen Jüngern: Ihr seid das Licht der Welt. Ja, es brennt ja, euer Licht. Deckt es nicht zu! An dieser Stelle sagt Jesus weiter: Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater preisen. Dabei geht es also nicht darum, dass ihr gelobt werdet, sondern der Vater, der euch das Licht gegeben hat. Er wird da gelobt, wo Menschen an ihn glauben.
Wenn wir so leben, dann ist das Kommen des Christus ein Tag der Freude. Wenn wir nicht so leben, ist es ein Tag des Schreckens.
Da ist eine Frau, deren geliebter Mann auf eine Dienstreise geht. In 3 Tagen wird er wieder kommen. Sie wartet geduldig die drei Tage. Wenn er schon nach zwei Tagen kommt – umso schöner. Da ist eine andere Frau, die ihren Mann nicht liebt. Sie nützt die Abwesenheit des Mannes zur Untreue. In der 2. Nacht hat sie einen anderen im Bett. Käme ihr Mann früher als erwartet, schon in der 2.Nacht, dann wäre das für die Frau ein großer Schrecken.
Christus ist ein eifersüchtiger Bräutigam. Er will die 1.Stelle in deinem Leben einnehmen. Steht er in deinem Leben an erster Stelle? Oder ist für dich jemand anderer oder etwas anderes wichtiger als ER? Der Mann in der Geschichte, die ich erzählt habe, wird zu seiner Frau sagen: Du musst dich entscheiden: Ich oder ein anderer. Auch Du musst dich entscheiden: Christus, oder etwas anderes. Was gibt es da lange zu überlegen? Keiner liebt dich so wie Christus, der für dich in den Tod gegangen ist. Wie kannst du denn ohne ihn leben? Nur ER kann dir das ewige Leben geben. Amen.
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