Predigt von Pfr. Hans Hecht beim Weltgebetstag der Frauen

am 6. März 2015 in der Martin-Luther-Kirche in Lienz

 

Predigttext: Johannes 13,1-17 Die Fußwaschung

1Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater; und wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.
2Und beim Abendessen, als schon der Teufel dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, ins Herz gegeben hatte, ihn zu verraten,
3Jesus aber wusste, dass ihm der Vater alles in seine Hände gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott ging,
4da stand er vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich.
5Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war.
6Da kam er zu Simon Petrus; der sprach zu ihm: Herr, solltest du mir die Füße waschen?
7Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren.
8Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir.
9Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!
10Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als dass ihm die Füße gewaschen werden; denn er ist ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle.
11Denn er kannte seinen Verräter; darum sprach er: Ihr seid nicht alle rein.
12Als er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider und setzte sich wieder nieder und sprach zu ihnen: Wisst ihr, was ich euch getan habe?
13Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin's auch.
14Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen.
15Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.
16Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr und der Apostel nicht größer als der, der ihn gesandt hat.
17Wenn ihr dies wisst – selig seid ihr, wenn ihr's tut.

  

Petrus erzählt:
Wir waren im Saal, wo wir das letzte Abendmahl eingenommen hatten. Jesu und wir zwölf.
Da fängt Jesus an, einem von uns die Füße zu waschen. Wieso sagt der nichts?
Dann wäscht er dem Nächsten die Füße. Der sagt auch nichts.
Dann kommt Jesus zu mir. Da habe ich aber protestiert: Jesus, das geht doch nicht! Du kannst mir doch nicht die Füße waschen. Du bist doch nicht mein Sklave.
Da sagt Jesus: Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht. Du wirst es aber hernach erfahren.
Später habe ich es tatsächlich begriffen. Nach seiner Kreuzigung und Auferstehung.

Da fiel mir ein, dass Jesus einmal gesagt hat:
Ich bin nicht gekommen, dass ich mir dienen lasse, sondern dass ich diene und gebe mein Leben zu einer Erlösung für viele.
Da ist mir bewusst geworden, dass der Höhepunkt des Dienens Jesu noch nicht das ist, dass er uns die Füße gewaschen hat, sondern dass er diesen schrecklichen Tod am Kreuz auf sich genommen hat. Für uns.
Auch das andere habe ich erst später begriffen: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir.
Da ist mir die Taufe eingefallen. Da bin ich ja auch gewaschen worden und habe Anteil an Jesus bekommen. Auch Anteil an der Wohnung, von der Jesus gesprochen hat: Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Ich gehe voraus, um euch einen Platz vorzubereiten. (Joh 14, 2).

Und dann hat Jesus, nachdem er uns die Füße gewaschen hatte, noch gesagt:
Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.
Da fällt mir ein, dass wir, die wir mit Jesus mitgegangen sind, auch öfter gestritten haben, wer von uns der Größere, der Bessere, der Wichtiger ist.
Jetzt geniere ich mich über diese Streitereien, weil der, der wirklich der Größte unter uns ist, Jesus, der Christus, der Sohn Gottes, sich freiwillig so niedrig gemacht hat.

Ich habe mir ja oft gedacht: Wie komme ich dazu!?
Zum Beispiel, wenn meine Frau – Was, du hast nicht gewusst, dass ich eine Frau habe? Hast nicht in der Bibel gelesen, wie Jesus einmal meine Schwiegermutter geheilt hat?
Also, wenn ich Fische heimgebracht habe und meine Frau sieht die Fische und sagt: Könntest Du sie nicht schuppen und ausnehmen, dann hab ich mir gedacht: Sie soll doch froh sein, dass ich Fische heimbringe. Wieso soll ich sie auch noch schuppen und ausnehmen? Das soll doch sie machen. Wer bin ich denn?
Ja, wer bin ich?
Einer, der vom Dienen Jesu lebt.

Weil Jesus für mich in den Tod ging, habe ich das ewige Leben.
Deswegen will ich auch den Menschen dienen, in der Hoffnung, dass sie eine Ahnung bekommen vom Dienen Jesu und auch an ihn glauben und so auch das ewige Leben haben.

Amen.

 

 

   
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