Predigt am 11. Sonntag nach Trinitatis

von Pfr. Hans Hecht am (14.8.2016) in der Martin Luther Kirche in Lienz

 

Predigttext: Brief an die Epheser 2:
4 Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat,
5 auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht - aus Gnade seid ihr selig geworden -;
6 und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus,
7 damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus.
8 Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es,
9 nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.
10 Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.

 

Liebe Gemeinde,

Kürzlich sagte mir jemand: „Ich habe ein Büchlein gelesen vom Dalai Lama.
Er sagt: Das Wichtigste ist die Ethik. Das richtige Tun“.

Ich sage: Das Tun braucht eine Basis.
Die wichtigste Frage ist: Wie werde ich gerettet.
Gerettet vom Vergehen zum Bleiben
Von der Hölle in den Himmel.
Von der Sinnlosigkeit des Daseins zu einem sinnerfüllten Leben.
Luther formuliert: Wie werde ich „selig“?
Das willst du doch auch. Oder?

Also: Was muss ich tun, dass ich gerettet werde? Wie fange ich’s an?
Die Frage ist falsch gestellt.
Gott hat’s längst angefangen.

Welches Bild hast du von Gott?
Philosophen haben sich Gedanken gemacht: Wie ist Gott?
Eine Antwort der Philosophen ist: Gott ist der unbewegte Beweger.

Der Christengott ist ein anderer. Dein Schicksal bewegt ihn.
Unser heutiges Bibelwort sagt von Gott: Er ist reich an Barmherzigkeit. Das ist innere Bewegung.
Gott ist von großer Liebe.
Da steht etwas vom überschwänglichen Reichtum seiner Gnade.
Von seiner Güte.

Das wird sichtbar und erlebbar im Leben von Jesus Christus. Deswegen ist es gut, wenn wir immer wieder die Evangelien lesen, damit wir etwas erkennen von Gottes Barmherzigkeit.
Jesus sieht den Hunger der Menschen.
Er sagt nicht bloß: „Das macht mich betroffen“, sondern er schafft Nahrung für den Leib.

Er schafft auch Brot und Wasser für den Lebenshunger und den Lebensdurst.
Jesus sieht die Menschen leiden unter Krankeheiten und es bewegt ihn. Er heilt sie.
Jesus sieht das Leiden derer, die ausgeschlossen sind aus der Gesellschaft und ausgeschlossen sind aus dem Gemeinschaft mit Gott.
Jesus geht hin zu ihnen, bringt ihnen Vergebung. Nimmt sie hinein in seine Gemeinschaft. Bringt ihnen Gott.
Mit ganzer Hingabe geht Jesus hin zu den Menschen. Seine Hingabe schließt ein die Hingabe seines Lebens in den Tod.
Aber wir wissen, dass Jesus nicht im Tod blieb. Er ist auferstanden und er lebt.
Weil er lebt, ist er auch für dich da. Erlebe bei ihm Gottes Barmherzigkeit, Liebe, Gnade und Güte!
Verbinde dich mit ihm!
Junge Menschen sagen manchmal „Wir gehen miteinander“. Geh du mit Jesus!
Es ist gut, wenn dieses „miteinander gehen“ nicht bloß etwas Unverbindliches bleibt, sondern wenn es in einer Ehe verbindlich wird. Wenn es öffentlich bekannt wird.
Auch das Gehen mit Jesus soll nicht bloß etwas Unverbindliches bleiben, sondern verbindlich werden. Bekenne es! Wenn du noch nicht getauft bist, dann lass dich taufen!

Menschen, die miteinander verbunden sind, besprechen die großen und kleinen Dinge miteinander: Was machen wir heute? Wie machen wir das? Besprich mit Jesus die großen und kleinen Dinge deines Lebens!
Vielleicht geht es dir auch so: Wenn ich merke, meine Frau schaut mir bei einer Tätigkeit zu, dann mache ich sie liebevoller, genauer, gewissenhafter.
Verrichte deine Arbeit im Wissen, dass dir Jesus zuschaut.

Wenn Du mit Jesus verbunden bist, betreffen die wesentlichen Stationen seines Lebens auch dich:
Er war in dieser Welt und du bist in dieser Welt.
Er starb in dieser Welt, um für deine Sünden zu bezahlen und sie zu tilgen. Auch du wirst in dieser Welt sterben.
Er ist auferstanden. Auch du wirst auferstehen.
Er ist im Himmel. Auch du wirst im Himmel sein.
Jesus sagt (Joh 14, 2): In meines Vater Hause sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, euch einen Platz vorzubereiten.
Noch sind wir hier. Aber wir haben hier keine bleibende Stadt (Heb 13,14).
Es ist uns in der anderen Stadt schon ein Platz vorbereitet. Es ist gut, wenn wir immer wieder einmal unsere Gedanken zur anderen Stadt hinüberlenken.
Das macht uns nicht lebensuntüchtig für diese Welt. Im Gegenteil: Es gibt uns Kraft und Ausdauer für unsere Aufgaben. Das beste Beispiel dafür ist für mich Paulus. Er hatte seine Gedanken im Himmel. Und es ist unglaublich, mit welcher Kraft und Ausdauer er sein Werk ausgerichtet hat.
Christen haben meist nicht viel von den Gütern dieser irdischen, vergänglichen Welt.
Der große Schatz, den sie haben, ist der Himmel.


„Aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben“.
Was ist der Glaube?
Der Glaube ist nicht bloß ein Wissen. Die Bibel sagt, dass auch der Teufel weiß, dass es Gott gibt. Aber er ist nicht gerettet.
Glauben heißt, in enger Verbundenheit mit Christus leben.

Glaube ist die feste Gewissheit des Himmels, weil der Himmel nicht auf unser Tun gegründet ist, sondern gegründet ist in der Liebe Gottes.
Als ich noch ein Jugendlicher war, ist es öfter vorgekommen, dass ich ein Mädchen gesehen habe, das mir gefallen hat. Sie anzusprechen, dazu fehlte mir der Mut. Ich habe eine Margerite genommen und der Reihe nach die Blütenblätter abgezupft: „Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht…“, um herauszufinden, ob sie mich liebt.
Ich empfehle dir eine andere Übung:
Nimm eine ganze Margerite – oder eine andere Blume. Nimm die ganze Blume, schaue sie an, stell dir vor, aus der Blume heraus schaut Gott dich an und sage: „Gott liebt mich“. Nimm die nächste Blume und sage: „Gott liebt mich.“

Weil Gott dich liebt, darfst du glauben, dass der Himmel dein ist.
Dieser Glaube ist freilich ein Geschenk. Du darfst Dir dieses Geschenk abholen. Sonntag für Sonntag im Gottesdienst. Da wird der Glaube ausgeteilt. Der Glaube kommt aus der Predigt (Römer 10,17).
Im Gottesdienst loben wir nicht uns selber, sondern wir loben Gott, der uns den Himmel schenkt.

Nun redet unser heutiger Predigttext im letzten Vers 10 doch auch vom Tun.
Die Reihenfolge ist wichtig. In unserer Gesellschaft heißt es: Zuerst die Leistung, dann der Lohn.
Bei Gott ist es anders: Gott gibt den Lohn ohne Leistung.
Da ist das Evangelium. Die frohe Botschaft.
In dieser frohen Botschaft steckt die Kraft zur Veränderung.
Veränderung ist noch zu wenig gesagt. Das Evangelium bewirkt eine Neuschöpfung:
Die Sonne ist geschaffen, dass sie leuchtet.
Der Christ ist eine Schöpfung Gottes, geschaffen, dass er Gutes tut.
Dem guten Baum muss ich nicht befehlen, dass der Früchte bringt. Er bringt sie. Dem Christen braucht man nicht befehlen, Gutes zu tun. Er tut es.
Gott hat die guten Werke schon bereitgelegt. Keiner muss sie erst suchen. Sie liegen auf der Hand.

Ihr Lieben: Glaubt an die Barmherzigkeit Gotte, der euch den Himmel schenkt. Lebt mit Jesus Christus und tut das Gute,
das er euch vor die Füße legt.


Amen.
   
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