Osterpredigt von Pfr. Hans Hecht am (27.3.2016) in der Martin Luther Kirche in Lienz

 

Predigttext: 1.Korinther 15:
Ich erinnere euch, liebe Geschwister, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, 2 durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr's festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt.
3 Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; 4 und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; 5 und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. 6 Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. 7 Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln.

 

Liebe Gemeinde,

ein alter kirchlicher Brauch ist das Osterlachen, der risus paschalis, angeregt durch einen Witz des Pfarrers von der Kanzel:

Eine Frau kauft bei IKEA einen Schlafzimmerschrank. Zu Hause baut sie ihn zusammen und betrachtet stolz das Werk. Da fährt auf der Bahnstrecke neben dem Haus ein Güterzug vorbei. Bei der Erschütterung fällt der Schrank zusammen.
Sie ruft den Service-Mann von IKEA an. Der kommt auch gleich und stellt den Schrank fachmännisch zusammen. „So macht man das!“.
„Jetzt warten wir aber noch, bis wieder ein Güterzug kommt“.
Der Güterzug kommt. Was passiert? Der Schrank fällt wieder zusammen.
„Das gibt’s doch nicht.“ Er baut den Schrank nochmals zusammen.
„Jetzt muss ich mir das einmal von innen ansehen, was sich innen tut, wenn der Zug kommt“. So steigt er in den Kasten und wartet.
In diesem Augenblick kommt der Ehemann der Frau nach Hause. Sieht das fremde Auto vor dem Haus. Eilt ins Schlafzimmer, macht den Kasten auf und sieht da den fremden Mann.
„Was machst du da?“
„Am besten gibst du mir gleich eine Ohrfeigen, denn wenn ich dir sage, dass ich hier auf den Zug warte, glaubst du’s mir sowieso nicht.“

Was der Ehemann vermutet, erscheint naheliegend, ist aber doch falsch.
So ist das auch zu Ostern.
Wenn die Soldaten die Jesu Grab bewachten, sagen, der Leichnam Jesu wurde gestohlen, dann erscheint das einleuchtend, ist aber doch falsch. Das Unglaubliche ist wahr: Jesus ist auferstanden.

Die Auferstehung Jesu gehört zusammen mit seinem Tod zum Kern des christlichen Glaubensbekenntnisses.
„Gestorben für unsre Sünden nach der Schrift; begraben; und auferstanden am dritten Tage“ – so steht es im Predigttext.
Mit diesem Glauben kann man befreit leben und getröstet sterben. Befreit leben, weil Christus für meine Sünden gestorben ist. Getröstet sterben, weil ich glaube: Wenn Jesus auferstanden ist und ich mit IHM in der Taufe verbunden bin, werde ich auch mit IHM leben.

Dieses Glaubensbekenntnis ist schon älter als der Brief des Paulus. Paulus hat es „empfangen“. Ob schriftlich oder mündlich, das wissen wir nicht. Jedenfalls hat Paulus es hier schriftlich niedergelegt.
Das erinnert mich daran, dass ich auch vor einem halben Jahr den beiden Taufbewerbern ein Blatt gegeben habe mit dem „Vaterunser“ und mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis. „Ich glaube an Gott, den Vater, und an Jesus Christus, und an den Heiligen Geist“

Nun mahnt uns der Apostel, diese Bekenntnis festzuhalten.
Ich muss an den Franzi denken, der Zu Ostern seine Großmutter besucht. Die Oma gibt dem Buben einen Geldschein und sagt: „Pass gut auf; halt ihn fest, dass du ihn nicht verlierst. Der ist viel wert“.
Der Franzi geht nach Hause und sagt:
„Mama, die Oma hat mir einen Geldschein gegeben.“
„Zeig her!“
„Wo habe ich ihn denn bloß? Ich finde ihn nicht.“
„Bist du gleich von der Oma nach Hause?“
„Nein. Ich habe den Rudi getroffen. Der hat mich mit seinem neuen Fahrrad fahren lassen. Dann habe ich den Kevin getroffen. Da haben wir ein wenig mit seinem neuen Fußball gespielt. Und dann waren wir noch auf der Brücke und haben Steine in den Bach geworfen. Und irgendwo muss ich den Geldschein weggelegt haben.“
Ihm ist unterwegs einiges untergekommen, das ihm wichtiger wurde.
Werdet nicht dem Franzi gleich. Hütet euch davor, dass euch Anderes so wichtig wird, dass wir das Bekenntnis vergessen. Lasst uns das Bekenntnis festhalten!

Dann hat der Franzi noch eine Idee.
„Ich kann gut zeichnen. Ich zeichne mir so einen Schein.“
Natürlich hat so ein nachgezeichneter Schein keinen Wert.
Manche wollen sich selber einen Glauben machen.
Der hat aber auch keinen Wert. Paulus mahnt, den Glauben festzuhalten „in der Gestalt, in der ich ihn euch verkündigt habe“.
Halten wir fest am Glauben, so wie wir ihn in der Heiligen Schrift finden.

Für Paulus ist ein festes Fundament für den Glauben wichtig.
Er weist hin auf über 500 Zeugen, die den Auferstandenen gesehen haben.
Bei Gericht habe zwei zeugen, die übereinstimmend die selbe Aussage machen, eine starke Aussagekraft. 100-fach zuverlässiger ist die Aussage der Zeugen, die den Auferstandenen gesehen haben.
„Die meisten von ihnen leben noch“ – d.h.: fragt sie doch! Lasst euch von ihnen erzählen, was sie erlebt haben.

Jesus sagt einmal: „Werdet wie die Kinder!“
Ich denke, er meint damit, dass wir so fest vertrauen sollen, wie Kinder.
Wenn ich meinen Kindern etwas gesagt habe, dann haben sie fest vertraut, dass es so ist, wie Papa und Mama gesagt haben. Ich wäre gekränkt gewesen, wenn mir die Kinder nicht vertraut hätten.
Lasst uns nicht den Vater im Himmel kränken, indem wir anzweifeln, was er uns so vielfältig ausrichten lässt: „Jesus lebt“.

Ich habe heute beim Taufbefehl auch die Einleitung gelesen (Mt, 28, 16ff.): Dass die Jünger auf den Berg in Galiläa gingen, wo der auferstandene Christus sie hingeschickt hatte. Einige von den Jüngern zweifelten. Jesus schickte sie mit dem Missionsbefehl in die Welt.
Spürte er denn nicht, dass sie zweifelten? Gewiss spürte er es. Aber das ist seine Strategie: Die Zweifler schicken, damit sie ihre Zweifel überwinden. Kann das so gehen?
Der Glaube ist nicht eine menschliche Fähigkeit. Er ist ein Geschenk des Heiligen Geistes, des Geistes Jesu Christi.
Denen, die hingehen, verspricht Jesus: Ich bin bei euch, alle Tage. Sollte der Jesus, der sie begleitet, nicht auch mit seinem Geist ihnen der Glauben immer wieder aufs Neue wecken und stärken? Bitten wir IHN, dass er uns den Glauben stärkt.

„Ich bin kein Missionar“
Doch, du bist ein Missionar. Fang an bei deinen Kindern und Enkelkindern.
Frag sie: wie viel ist 2 und 2? Stolz wird das Kind sagen: 4.
Dann frag: Weißt Du, was wir zu Ostern feiern?
Dann lass dich überraschen, ob dann als Antwort kommt: Den Osterhasen, oder Jesu Auferstehung.
Dann sei Missionar und je nach Situation: Korrigiere oder bestärke.
Und wenn dann weiter Fragen kommen, dann wird sich zeigen, ob du den „Geldschein“ zur Hand hast, oder ihn wie der Franzi weggelegt hast.

Ich Lieben:
Ringen wir um den Glauben an den Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist!
Paulus nennt es „Evangelium“. Das heißt „frohe Botschaft“.
Dieser Glaube ist wertvoll, denn durch ihn werden wir „selig“, werden wir gerettet – vom Tod zum ewigen Leben, kommen wir in den Himmel.

Amen.
   
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