Predigt von Pfarrer Hans Hecht

am 9. Sonntag nach Trinitatis, (13.8.2017) in Lienz

 

Mt. 7: Vom Hausbau
Jesus spricht: 24 Wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. 25 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet. 26 Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. 27 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß. 28 Und es begab sich, als Jesus diese Rede vollendet hatte, dass sich das Volk entsetzte über seine Lehre; 29 denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten.

 

Liebe Gemeinde!
Jesus spricht von einem Haus.
Ein Haus ist etwas Großes. Wenn eine junge Familie ein Haus baut, dann dauert es Jahrzehnte, bis sie den Kredit zurückbezahlt haben.
Oder in meinem Fall als Pfarrer: Im Blick auf die Pension ist es uns gelungen ein Haus zu kaufen. Da ist der Verdienst eines ganzen Arbeitslebens hineingeflossen, nicht nur von mir, sondern auch von meinem Vater und sogar Großvater.
Wer ein Haus baut, muss es klug angehen. Am Fundament darf nicht gespart werden, damit im Falle eines Hochwassers nicht alles dahin ist. Gefahren müssen einkalkuliert werden, auch solche, mit denen keiner rechnet. Ich habe schon öfter jemanden sagen hören: Seit Menschengedenken hat es hier nicht so ein Hochwasser gegeben.
Oder: So eine Lawine.

Es gibt noch etwas Wertvolleres als ein Haus: Ein Menschenleben. In einem Fernsehbericht heißt es manchmal bei einer Murenkatastrophe: Es sind drei Häuser zerstört worden; aber zum Glück ist kein Mensch umgekommen. Ein Mensch ist nicht bloß ein zeitliches Gut, sondern für die Ewigkeit bestimmt.

Auch der Mensch braucht ein solides Fundament, dass er bestehen kann in den Stürmen und Katastrophen des Lebens; wenn „Hiobsbotschaften“ (Hiob 1, 13 – 2, 10) kommen: dass er seinen Besitz verliert, oder einen Menschen: den Partner oder ein Kind, wenn er die Gesundheit verliert, oder die Achtung, die Anerkennung. Jeder muss sich darauf einstellen, dass er eines Tages das Leben verliert.

Das feste Fundament des Menschenlebens ist die Lehre Jesu. Die Lehre Jesu hören und tun. Das ist das Fundament. Da steht der Mensch auf zwei Beinen. Als Buben haben wir ein Kampfspiel geübt: Jeder hat die Arme verschränkt und auf  1 Bein hüpfend sind wir gegeneinander los. Wer nicht auf 1 Bein geblieben ist, hat verloren. Aber das Leben ist kein Spiel. Da ist es gut, fest auf zwei Beinen zu stehen. Viele Menschen versuchen, auf 1 Bein zu stehen und streiten dann, ob es besser sei auf dem linken oder auf dem rrechten. Heute sagen viele. Das Tun ist wichtig! Wichtig ist, dass etwas geschieht! Sie vergessen, dass es wichtig ist, vor dem Tun zu hören, was Jesus sagt.
Dann gibt es andere, die viel in der Bibel lesen, aber es kommt nicht zum Tun. Beide stehen nur auf 1 Bein. Das ist kein guter Stand. Wer Jesu Rede hört und tut, der steht auf zwei Beinen. Das ist der kluge Mensch.

Wie hören wir Jesu Rede?
Wir hören sie in der Predigt. Da hören wir Jesu Rede aus dem Mund des Predigers oder de Predigerin.
Und beim Lesen der Bibel hören wir Jesu Rede. Es ist gut, wenn wir sie jeden Tag aufschlagen und darin lesen. Ich habe hier zwei Bibeln mitgebracht. Die eine sieht noch ganz neu aus. Die andere sieht ziemlich mitgenommen aus. Der Buchrücken ist schon abgefallen, weil sie so oft zur Hand genommen und aufgeschlagen wurde. Ich finde, diese zweite Bibel ist die schönere.
Es gibt Menschen, die die Bibel schon gelesen haben, und auch den Koran und auch die heiligen Schriften anderer Religionen. Damit haben sie die Munition für allerlei Diskussionen, mit denen sie sich den Anspruch Jesu auf ihr Leben fernhalten.

Es ist gut, wenn wir vor dem Lesen der Bibel ein Gebet sprechen. Das Gebet könnte lauten: „Gott, wenn ich jetzt in der Bibel lese, dann sprich du zu mir. Lass mich begreifen, was diese Worte für mein Leben heute bedeuten. Gib mir Kraft und Freude zum Tun. Amen.“
An das Tun erinnert uns Jesus mit seinem Gleichnis vom Hausbau. Diese Erinnerung ist offensichtlich immer wieder notwendig. Auch der Apostel mahnt uns dazu: „Seid aber Täter des Wortes und nicht nur Hörer allein, sonst betrügt ihr euch selbst“
(Jakobus 1,22).


Jesu Mahnung zum Tun ist der Abschluss der Bergpredigt. Ich frage einmal: Wer hat sie schon gelesen? Es lohnt sich, sie zu lesen. Ich habe hier eine Gideon-Bibel, ein Neues Testament. Da heißt es vorne: „Zum Lesen empfohlene Bibelstellen“, und dann ist gleich als erste die Bergpredigt angeführt: Matthäus 5 bis 7. Im Neuen Testament ziemlich am Anfang. In meiner Bibel 4 Seiten.
Wer schon eine Ahnung hat von der Bergpredigt. Wird vielleicht sagen: Das ist ein anspruchsvolles Programm. So kann man nicht leben. Da heißt es etwa: Liebet eure Feinde. Oder: Wer in Gedanken die Ehe bricht, ist ein Ehebrecher. Wer zu einem Mitmenschen ein böses Wort sagt, ist ein Mörder.

Wer genau hinsieht, merkt, dass die Bergpredigt mit einem Zuspruch beginnt. Ein Zuspruch an seine Jünger. Ich sage immer: Die Jünger sind Jesu Lehrlinge. Auch du bist eingeladen, ein Lehrling Jesu zu sein. Ihnen spricht Jesus den Himmel zu. Selig sind sie. Man kann ihnen gratulieren, denn „ihrer ist das Himmelreich“.
Es geht weiter mit einem Zuspruch: „Ihr seid das Licht der Welt“. Nicht ein Appell: Ihr solltet eigentlich Licht der Welt sein, sondern: „Ihr, ihr Lehrlige Jesu, ihr seid das Licht der Welt!“
Weiter: Sorgt nicht; denn der gute Vater im Himmel sorgt für euch. Wieder ein Zuspruch.
Dann der Zuspruch: „bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopft an, so wird euch aufgetan“.
Dieser Zuspruch geht dem Tun voraus. Dann folgt das Tun. Das erste Tun ist: Christus vertrauen. ER ist das Fundament. Der Apostel schreibt (1.Korintehr 3,11): „Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist jesus Christus“.
Im Lied haben wir gesungen: „Wer Gott dem Allerhöchsten, traut, der hat auf keinen Sand gebaut“ (EG 369, 1. Wer nur den lieben Gott lässt walten).

Wenn wir an der Seite Jesu durchs Leben gehen, dann kommt auch das weitere Tun. Es ist dann nicht verzweifelte Anstrengung, sondern selbst wachsende Frucht.
In dem Garten, der zu dem Haus gehört, das wir gekauft haben, steht ein alter, kaputter Zwetschkenbaum. Aber zu unserem Erstaunen trägt er wunderbar schmeckende Zwetschken. Wer an der Seite Jesu geht vollbringt das unmöglich Scheinende. Er liebt seine Feinde.
An der Seite Jesu macht er die Erfahrung: Jesus liebt alle gleich. Er liebt auch mich.
Er liebt auch dich.

Aus Liebe ist er für alle gestorben. Auch für mich. Auch für dich.
Aus Liebe hat er für seine Feinde gebetet: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Er betet auch für mich: „Vater, vergib ihm, denn er weiß oft nicht,
was er tut.“

Wie könnte ich an der Hand dieses Jesus noch meine Feinde hassen?
Damit ein Baum gute Frucht bringt, braucht er gute Wachstumsbedingungen: Guten Boden, Wasser und Licht. Wir haben gute Wachstumsbedingungen: Den guten Boden der Lehre Jesu, den warmen Regen seiner Liebe und wir stehen in seinem Licht, der sagt: „Ich bin das Licht der Welt“.

Wenn Stürme kommen, dann schenke es Gott, dass unser Lebenshaus bestehen bleibt.
Wenn ich das Gut (vielleicht unser Haus) verliere, dann schenke es Gott, dass ich nicht verzweifle, denn das ewige Gut kann mir niemand rauben.
Wenn ich die Gesundheit und die Lebensfreude verliere, dann schenke es Gott, dass ich dennoch singen kann: „Jesu, meine Freude“ (EG 396).
Wenn ich das Ansehen verliere, dann schenke mir Gott den Glauben, das ER mich ansieht und mir damit Ansehen verleiht. Uns Ansehen verleiht als seine Söhne und Töchter.
Meine Frau und ich haben bereits unsere Mütter verloren. Wir müssen damit rechnen, dass wir auch unsere Väter verlieren. Dann helfe uns Christus, desto fester  Gott zu vertrauen, der uns Mutter und Vater ist.
Wenn wir unseren Ehepartner verlieren sollten, dann tröste uns Christus damit, dass wir Braut Christi sind.
Wenn einmal unser Lebenshaus zerbricht, dann stärke uns Gott die Gewissheit, dass im Vaterhaus bereits eine Wohnung für uns vorbereitet ist (Johannes 14,2).
Dann ist da der Sturm des Gerichtes Gottes. Da wird gefragt werden: Wo sind deine guten Taten? Bist du bekleidet mit dem Kleid der Liebe?
Dann will ich antworten, ich, der Hans Hecht, der ich nach den Worten der Bergpredigt ein Mörder (Mt 5, 21-26) und Ehebrecher (Mt 5, 28) bin, der ich das Gericht verdient habe, weil ich andere richte (Mt 7, 1-2); ich will antworten:
„Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid,
damit will ich vor Gott bestehn, wenn ich zum Himmel werd eingehn“ (EG 350, 1).
Amen.

 

 

   
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