Zum Nachlesen aus dem Gottesdienst
mit Pfr. i.R. Hans Hecht in der Martin-Luther-Kirche in Lienz
Predigt Karfreitag
Lukas 23 32Es wurden aber auch andere hingeführt, zwei Übeltäter, dass sie mit ihm hingerichtet würden. 33Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. 34Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum. 35Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. 36Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig 37und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber! 38Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der Juden König. 39Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! 40Da antwortete der andere, wies ihn zurecht und sprach: Fürchtest du nicht einmal Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? 41Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. 42Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! 43Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein. 44Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, 45und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei. 46Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er. 47Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser Mensch ist ein Gerechter gewesen! 48Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um. |
Liebe Gemeinde, dem Evangelisten Lukas geht es bei seiner Schilderung der Kreuzigung Jesu um Umkehr, um Bekehrung. Das wird deutlich im letzten Vers (48): Die Menschen „schlugen sich an die Brust und kehrten wieder um“. Sich an die Brust schlagen bedeutet: Ich bin ein Sünder. „Sie kehrten um“ kann bedeuten, dass sie in die Stadt Jerusalem zurückgingen, woher sie kamen. Ich denke aber, es bedeutet: Sie kehrten um zu Gott. Von IHM kommst du her. Er hat dich gewollt. Er hat dir das Leben gegeben. Umkehren heißt zurück zu Gott. Der Hauptmann war einer, der umkehrte. „Er pries Gott“ ist eine Umschreibung für Umkehr, für Zum-Glauben-Kommen. Er sagt von Jesus: Er war ein Gerechter. Eben kein Verbrecher, der die Todesstrafe verdient hat. Da habe ich mich geirrt. Ich wusste nicht, was ich tat. In diese Nichtwissen hinein spricht Jesus: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Vergebung ermöglicht Umkehr, ermöglicht es dass einer zugeben kann: Ich habe mich geirrt; ich habe gesündigt. Das war damals wie heute selten, dass einer bereit ist, zuzugeben: Ich habe Unrecht getan. Ich habe etwas falsch gemacht. Viel öfter hört man, das einer sagt: „Ich habe nichts falsch gemacht.“ Er traut sich nicht, seine Fehler zuzugeben, weil er Angst hat rauszufliegen – aus seiner Stellung; aus seinem Posten. Bei Gott fliegst du nicht raus. Das macht Lukas sehr deutlich in Jesu Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15). Er erkannte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er kehrte um. Und er flog nicht raus aus dem Vaterhaus. Im Gegenteil: Der Vater nahm ihn mit offenen Armen auf. Auch die Jahreslosung 2022 macht es deutlich: Jesus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. Deswegen können wir mit unseren Verfehlungen mutig zu Jesus kommen; mit den Verfehlungen, die uns bewusst sind; aber auch mit denen, die uns nicht bewusst sind. „Wer kann merken, wie oft er fehlet? Verzeihe mir die verborgenen Sünden“ heißt es Psalm 19,13. Jesus betet für die, die ihn hinrichten. Das ist Feindesliebe. Jesus hat nicht nur Feindesliebe gepredigt (Bergpredigt); er hat sie auch gelebt. Wenn du meinst, die Bergpredigt gelte dir nicht, dann irrst du. Kehre um! Einer der Verbrecher, der mit Jesus gekreuzigt wurde, kehrte um Wir nennen ihn den „rechten Schächer“. Er legte ein großartiges Geständnis ab: „Ich verdiene mit meinen Taten den Tod“. Er sieht in Jesus noch mehr als der Hauptmann, der in Jesus bloß einen Gerechten sah. Aber der Schächer sieht in Jesus den König. So steht es ja auch auf der Tafel, die am Kreuz Jesu angenagelt ist: „Jesus von Nazareth, König der Juden“. Der Schächer sieht in Jesus nicht nur den König eines Reiches auf dieser Welt, sondern eines Reiches „nicht von dieser Welt“. Er betet zu Jesus. Zeigt uns das Gebet zu Jesus, dass er in ihm den Gottessohn sieht? Sein Gebet: „Gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ Jesu Antwort: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Das Paradies ist, wo es keine Tränen gibt, kein Leid, keine Krankheit, keinen Tod. Das Paradies ist nicht auf dieser Welt zu haben. In dieser Welt frisst der Löwe nicht Stroh, in dieser Welt wird gestorben, werden Tränen geweint. Das Paradies können wir mit unseren Gedanken nicht fassen. Das Kind im Mutterleib, kann nicht fassen, was es erwartet, nachdem es durch den Geburtskanal gepresst wird. So wenig können wir fassen, was uns jenseits der Tür des Todes erwartet. Aber wir haben Jesu Worte und Jesu Gleichnisse, die von dieser für uns noch unfassbaren Welt uns eine Ahnung geben. Wem steht es nun offen, das Paradies? Es ist ein Geschenk an den, der einsieht und bekennt: „Ich bin ein Sünder“ und zu Jesus betet und glaubt. „Kehrt um und glaubt n des Evangelium!“ (Mk 1,15) sagt Jesus. Das 3. Jesuswort am Kreuz nach Lukas ist: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“ Er vertraut sich dem Vater im Himmel an. Wem vertraust du dich an? Ich habe schon gehört, dass einer sagt: Ich vertraue meinen Fähigkeiten. Oder: Ich vertraue meinen finanziellen Möglichkeiten. Ich vertraue den Ärzten. Ich vertraue der Impfung. Ich vertraue der Wissenschaft…. Das ist gewiss alles wichtig. Aber das führt alles nicht ins Paradies. Aber Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirte“. „Ich bin der Weg, und die Wahrheit, und das Leben. Niemand kommt zum Vater, außer durch mich“. Jesu Wort „In deine Hände befehle ich meinen Geist“ ist ein Psalmwort (Psalm 31,6). Jesus kannte die Psalmen auswendig. Ich lade euch ein, die Schatzkiste der Psalmen zu öffnen. Ich lade euch auch ein, Psalmen auswendig zu lernen. Das geht auch noch, wenn einer so alt ist, wie ich. Jesu Kreuzesworte sind Worte der Güte: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Heute wirst du mit mir im Paradies sein. Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist. Wort der Güte bewegen zur Umkehr. Aber auch das Geschehen bewegt zur Umkehr. Da ist die Finsternis zur Mittagszeit. Da sagt einer: Das ist ein Zeichen Gottes. Ein anderer: Sonnenfinsternisse hat es doch schon öfter gegeben. Aber doch nicht 3 Stunden lang. Heute erleben wir Erderwärmung, Pandemie, Krieg, Teuerung, Energiekrise. Das sind auch Zeichen Gottes, die zur Umkehr rufen. In der Bibel steht von Jesus (Mt 26,24): „Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird!“ Ist es zu viel, wenn ich sage: „Die Erde vergeht, wie von ihr geschrieben steht, doch weh den Menschen, die diesen Untergang beschleunigen“? Um den Untergang aufzuhalten, ist radikale Umkehr nötig; auch Verzicht. Keiner ist zu solchem Verzicht mehr fähig als wir, die wir auf Jesus vertrauen und deshalb wissen: Wir kommen beim Verzicht gewiss nicht zu kurz, denn das Paradies steht uns offen. Amen. |
Es folgt das Lied EG 97
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