17. Juni Ich bin froh und dankbar, dass sich meine liebe Frau um den Haushalt kümmert. Aber manchmal ist sie einige Tage weg. Dann muss ich die Katzen füttern und am Balkon die Blumen gießen. Ich tu das zunächst mit wenig Begeisterung. Aber dann schaue ich die Blüten genauer an und stelle mir vor, die Blüten wären die Augen, mit denen Gott mich anschaut. So wird aus der Pflicht liebevolle Hingabe. Dann halte ich die Nase an die Blüten und sauge den Duft ein und bin froh, dass ich die Blumen gießen darf.
18. Juni Am Vorabend vor der Dolomitenradrundfahrt gibt es in der Tennishalle die berühmte Kaiserschmarrenparty. Da stelle ich mich bei der Essensausgabe an. Als ich sehe, wie groß die Portionen sind, sage ich: Für mich bitte einen Seniorenteller! Worauf die freundliche Dame fragt: Heißt das besonders groß oder besonders klein? Nun ja – Ich merke, dass ich mit meinen fast 65 Jahren nicht mehr so viel essen muss wie früher. Aber bekanntlich lebt der Mensch ja nicht nur vom Brot allein, sondern auch vom Wort Gottes. Da werden bei mir die Mahlzeiten immer größer. Da gibt es in der Früh als Vorspeise einen Psalm, als Hauptspeise einen Abschnitt von einem Evangelium und als Dessert ein Lied aus dem Gesangbuch.
19. Juni Ich sinniere über einer Aussage aus einem Wandkalender. Dort steht: „Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er in die Kirche geht, irrt sich. Man wird auch kein Auto, weil man eine Garage betritt.“ Ich sinniere weiter: Aber doch ist es gut für das Auto, wenn eine Garage da ist. So soll auch der Christ den Wert der Kirche nicht unterschätzen.
20. Juni Am Vorabend vor der Dolomitenradrundfahrt erfolgte die Trikot-Übergabe an die Ehrengäste. Besonders hervorgehoben wurde auch Isidor Ortner, der als Einziger bei allen 31 Rundfahrten dabei war. Ich behaupte: Er war nicht der Einzige. Ich glaube, dass auch Gott immer dabei war. Es gibt doch keinen Ort, wo er nicht da wäre, wo man ihm nicht danken könnte und in der Not anrufen.
21. Juni Die Datenschutzverordnung ist sicher eine wichtige Sache, aber sie macht auch den Verantwortlichen in den Pfarrgemeinden einige zusätzliche Arbeit. Bei einer entsprechenden Schulung habe ich gehört, dass gerade das religiöse Bekenntnis zu den sensiblen Daten gehört und keinesfalls veröffentlich werden darf. Ich verstehe, dass es in manchen Ländern lebensgefährlich ist, Christ zu sein. Bei all dem sollen wir aber nicht vergessen, dass für Jesus das religiöse Bekenntnis keinesfalls Privatsache war. Er sagte: (Mt 10,32-33): Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.
22. Juni Ein Mann erklärte mir: Ich bin aus der Kirche ausgetreten. Da kann ich das Geld für den Kirchenbeitrag einsparen. Dieses Geld gebe ich lieber meinen Enkelkindern. Und ich dachte mir: Vielleicht wäre es aber den Enkelkindern lieber, der Opa bliebe in der Kirche und sie könnten beim Begräbnis aus dem Mund eines Pfarrers die Worte Jesu hören, der eine Hoffnung über den Tod hinaus gibt und damit einen starken Trost.
23. Juni Ich habe die Bibel ja schon einige Male ganz durchgelesen; aber immer wieder stoße ich auf Aussagen, die mich wieder neu staunen lassen. Z.B diese Satz im Epheser-Brief: Gott hat uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war (Eph 1, 4). Also: Bevor Gott den Urknall gezündet hat, hat er schon an dich gedacht, dich vor Augen gehabt, dich geplant und gewollt. Ist das nicht zum Staunen!
|