Herr Pfarrer Hecht schreibt in gewissen Abständen
unter der Rubrik "Weiterdenken"
einen Artikel in der Bezirkszeitung "Osttiroler Bote"
hier der Beitrag vom 28. November 2014:
Wiederkunft Christi – nur ein Thema für Sekten?
Advent heißt Ankunft. Unsere Adventgedanken – sofern sie überhaupt mit Christus zu tun haben - beziehen sich meist auf seine Ankunft in der Vergangenheit: Jesus, geboren im Stall von Bethlehem vor 2000 Jahren. Dabei war in der ersten Christenheit die Erwartung seines Ankommens in der Zukunft, seine Wiederkunft, von zentraler Bedeutung. Zwar spricht das Evangelium am 1. Adventsonntag von dieser Erwartung, aber in den Köpfen und Herzen der Christen ist wenig von dieser Erwartung da. Ich merke es bei mir selber: Bei den Überlegungen für meine Zukunft beziehe ich kaum die Wiederkunft von Christus ein. Liegt es daran, dass wir uns mit unserem modernen Weltbild dieses Ereignis weniger gut vorstellen können als die ersten Christen? Oder liegt es daran, dass unsere Liebe zu Christus so lau geworden ist, dass wir nicht mehr in seiner freudigen Erwartung leben? Meist wird die Erwartung der Wiederkunft Christi mit Sekten in Verbindung gebracht. Sektiererisch ist aber bloß der Versuch, einen Zeitpunkt für dieses Ereignis vorauszusagen. Die Bibel mahnt uns im Blick auf Jesu Kommen: Seid wachsam! Seid darauf vorbereitet! Die beste Vorbereitung – so denke ich – ist, an Jesu Hand durchs Leben zu gehen, mit ihm verbunden im Gebet und im Hören auf sein Wort. Die Liebe Gottes annehmen und weitergeben an Gott und unsere Mitmenschen. Die Arbeit in Beruf und Haus ordentlich tun, so, als täten wir es für Christus. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventzeit. |
hier der Beitrag vom 20. November 2014:
Darüber mag ich nicht schreiben!
- nämlich über das Evangelium vom 23. November, dem Christkönig-Sonntag. Es steht in Matthäus 25, 31-46: „Vom Weltgericht“. Ich will nichts darüber schreiben, weil ich als Vertreter der Kirche zum Glauben an Jesus Christus einladen möchte. Und das gelingt doch am besten, wenn man Jesu freundlichen Worte zitiert. In Matthäus 25 steht aber kein freundliches Wort. Da steht, dass Jesus als Weltenrichter sagt: „Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer“. Aber halt! Ich begehe gerade den Fehler, nur eine Seite zu sehen und die andere zu übersehen. Jesus sagt auch: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt“. Das ist ja nun ein sehr freundliches Wort. Wem gilt es denn, dieses freundliche Wort? Denen die die Werke der Barmherzigkeit an Jesus geübt haben; beziehungsweise seine Brüder und Schwestern in der Not versorgt haben mit Nahrung und Kleidung. Gilt mir dieses freundliche Wort Jesu? Na ja. Ich habe schon einiges gespendet für Menschen in Not – aber war es genug? Es könnte doch immer noch mehr sein. Welches Urteil wird im Gericht Gottes über mir gesprochen werden? Ich tröste mich immer mit dem Wort Jesu aus Johannes 5, 24: „Wer mein Wort hört und glaubt, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen“. Da zeigt mir Jesus sozusagen einen Schleichweg am Gericht vorbei. Aber wenn ich doch vor’s Gericht kommen sollte, dann will ich alles gestehen und sagen: Ja, ich bin ein Sünder und habe viel zu wenig Gutes getan. Aber ich glaube, dass du, Jesus Christus, am Kreuz schon längst auch für meine Sünde bezahlt hast. |
hier der Beitrag vom 06. November 2014:
Ich kann auch ohne Kirche gläubig sein!
Freilich. Glauben an die Kraft von Steinen, an den Einfluss der Planeten auf das menschliche Schicksal, an die Wirkung von „auf Holz klopfen“ – dazu braucht keiner die Kirche. Ich beobachte, dass Menschen, die sich lange von der Kirche fernhalten, sehr sonderbare Glaubensvorstellungen entwickeln, die mit dem christlichen Glauben nichts zu tun haben. Christlich glauben kann keiner ohne Kirche. Ohne Kirche wüssten wir nichts von Christus, wären wir nicht getauft, hätten keine Bibel, könnten nicht an der Kommunion teilnehmen, gäbe es keine Gottesdienste. Zum christlichen Glauben gehört das Miteinander mit anderen, die glauben. Der Apostel Paulus vergleicht die Kirche mit einem Leib. Christus ist das Haupt; der Christ ist ein Glied an diesem Leib. Ein Glied, das vom Leib abgetrennt ist, bleibt nicht am Leben. Keiner kann Christus für sich allein haben. Christus sagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Genau genommen kann ich allein nicht einmal das Vaterunser beten. Es ist das Gebet für die Gemeinschaft. Es heißt ja nicht „Mein Vater“, sondern „Vater unser“. Ich sage nicht, dass es die Gemeinschaft der Römisch katholischen oder der Evangelischen Kirche sein muss. Aber: Im christlichen Sinn glauben und als Christ leben kann ich nur als Glied einer christlichen Gemeinschaft. Das hat mir gerade eine Frau bestätigt, die vor einigen Jahren aus der Evangelischen Kirche ausgetreten ist. Wir haben den Wiedereintritt besprochen. Sie hatte das Gefühl, ein Stück Heimat verloren zu haben, in die sie jetzt zurückkehren will. |