Herr Pfarrer Hecht schreibt in gewissen Abständenunter der Rubrik "Weiterdenken"
einen Artikel in der Bezirkszeitung "Osttiroler Bote"
hier der Beitrag vom 27. März 2014:
Das glaube wer will
Tun Sie sich auch schwer mit dem Glauben –wie viele heute? Hat Jesus wirklich gelebt? Hat er die Wunder getan, von denen die Bibel berichtet? Lebten wir zur Zeit Jesu, täten wir uns leichter, diese Fragen zu beantworten. Wirklich? Im Johannes-Evangelium Kapitel 9 wird berichtet, dass Jesus einen Menschen heilte, der von Geburt an blind war. Das müsste die Menschen überzeugt haben. War aber nicht so. Vielmehr begann ein Streit. Die einen: So ein großes Wunder! Der blindgeborene Bettler kann sehen! Die anderen: Der Mann, der sehen kann, sieht dem, der bettelte, sehr ähnlich; aber es ist ein anderer. Wieso glauben die einen, die anderen aber nicht? Mir scheint, jeder kann das glauben, was er glauben will. Wer glauben will, für den ist alles, was er erlebt, eine Bestätigung für seinen Glauben. Der, der nicht glauben will, findet stets aufs Neue Einwände, mit denen er sich den Glauben vom Leibe hält. Warum aber sollte jemand nicht glauben wollen, wo es doch offensichtlich ist, dass der Glaube eine unschätzbare Hilfe und ein starker Trost ist in den unterschiedlichen Situationen des Lebens? Ist es, weil der Glaube ein Wagnis ist, für das nicht jeder den Mut aufbringt? Ist es, weil an Christus glauben auch heißt, IHN den Herren im eigenen Leben sein zu lassen – der Mensch will aber gerne selber Herr im eigenen Leben sein? Ich möchte Sie einladen, sich diesen Fragen zu stellen und sie nicht als unwichtig abzutun. Ich halte sie für DIE Lebensfragen. |
hier der Beitrag vom 20. März 2014:
Das kann und darf sie doch nicht!
Eine Frau kann und darf doch nicht das Evangelium predigen. Das können und dürfen doch nur die Priester. Und das sind nur Männer. Oder? Am 23. März wird in den katholischen Messen als Evangelium Johannes 4 gelesen: Das Gespräch am Jakobsbrunnen. Jesus spricht in aller Öffentlichkeit mit einer Frau. Das schickte sich nicht, und Jesu Jünger wunderten sich auch gehörig darüber. Nach dem Gespräch mit Jesus am Brunnen vor der Stadt läuft die Frau in die Stadt. Dort predigt sie das Evangelium. Genau genommen: Sie ist sich gar nicht sicher, ob dieser Jesus wirklich der Messias ist. Aber sie erzählt, was sie mit Jesus erlebt hat. Und das reicht, dass die Leute neugierig werden. Dass sie hinauslaufen zu Jesus und Jesus selber hören. So kommen sie zum Glauben. Wenn heute Männer die Lehre der Kirche predigen – werden da noch Menschen neugierig auf Jesus? Könnte es sein, dass auch heute Menschen wieder neugierig würden auf Jesus, wenn Frauen und Männer, statt die Lehre der Kirche zu predigen, erzählten von dem, was sie mit Jesus erlebt haben? Könnte es dann nicht auch heute geschehen, dass Menschen wieder die Bibel und die Evangelien zur Hand nähmen, um zu lesen, was Jesus wirklich sagt und neu an ihn glauben? In Johannes 4 sagt er uns, dass er uns das Wasser gibt, das unseren brennenden Durst nach Leben wirklich stillt. |
hier der Beitrag vom 13. März 2014:
Fischessen - für die Fisch`?
Früher war es so in der Fastenzeit: Fisch statt Fleisch – wobei ich mich immer schon gefragt habe, warum Fisch nicht Fleisch sein soll. Heute gibt es ja viele alternative Anregungen für „Fasten“: Verzicht auf Schokolade, Zigaretten, Alkohol, Fernsehen und vieles mehr, bis hin zum Autofasten. Für wen tu ich es? Für Gott? Für mich? Für andere? Hat irgendjemand etwas davon? – Oder ist es „für die Fisch‘“? Der Prophet Jesaja in der Bibel stellt beim Fasten den Nutzen für die Mitmenschen ganz in den Vordergrund. Gott liebt es nicht, wenn ich mich „der Buße unterziehe und den Kopf hängen lasse“ (Jesaja 58,5). Gott liebt es, wenn ich mich um meine Mitmenschen kümmere, mit ihnen teile, dass es ihnen auch gut geht. Dazu muss es mir nicht schlecht gehen. In der Bibel klingt das so: Das ist ein Fasten, wie ich (Gott) es liebe: Die Fesseln des Unrechts zu lösen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen (Jesaja 58, 6-7). Dem, der so fastet, verspricht Gott seinen Segen: Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Wunden werden schnell vernarben. Wenn du dann rufst, wird der Herr dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich. Der Herr wird dich immer führen, auch im dürren Land macht er dich satt und stärkt deine Glieder. Du gleichst einem bewässerten Garten, einer Quelle, deren Wasser niemals versiegt (Jesaja 58, 8-11). |
hier der Beitrag vom 6. März 2014
Ketzerische Gedanken zur Fastenzeit
Brave Katholiken fasten beginnend mit Aschermittwoch bis Ostern. Nur die Sonntage sind vom Fasten ausgenommen. Die lutherischen Ketzer fühlen sich nicht zum Fasten verpflichtet. “Martin Luther frisst Kas und Butter“ spotten die Anderen. Solche Ketzer waren aber schon die Jesus-Jünger. Wer’s nicht glaubt, lese nach im Markus-Evangelium Kapitel 2 beginnend mit Vers 18. Da wird berichtet, wer alles viel fastete: Die Johannes-Jünger und die Pharisäer. Aber auffallend: Die Jesus-Jünger fasteten nicht. Und Jesus verteidigt auch noch seine Jünger. Er bringt einen Vergleich. Er spricht von einer Hochzeit, bei der man doch nicht fastet. Wenn Jesus da ist, das ist wie bei einem Hochzeitsfest. Jesus ist der Bräutigam. Jesus spricht aber auch davon, dass der Bräutigam weggenommen wird – dann werden die Hochzeitsgäste fasten. Da denke ich an den Karfreitag. Da wurde Jesus den Seinen genommen. Er wurde ihnen aber wieder gegeben. Zu Ostern. Und er verspricht auch UNS seine Gegenwart: „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“ Darum ist das Leben im Glauben an Jesus ein fortwährendes Fest. Ein Hochzeitsfest. Freilich kann das Fasten auch positive Effekte haben. Und wer will, kann es ja einmal ausprobieren. Ich habe das ja auch schon öfter getan. Aber Jesus und sein Evangelium verpflichten uns nicht dazu. Darum soll auch keiner ein schlechtes Gewissen haben, wenn er in der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern mit Martin Luther Kas und Butter frisst – meint der evangelische Pfarrer Hans Hecht. |