Zum Nachlesen aus dem Gottesdienst
mit Pfr. i.R. Hans Hecht in der Martin-Luther-Kirche in Lienz

Osterpredigt

 

Markus 16

Als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und den Leichnam Jesu zu salben. 2 Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. 3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? 4 Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. 5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. 6 Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. 7Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. 8 Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.

 

Osterwitz

Ich stamme aus Oberösterreich. Da gib es einen Landesteil, das Mühlviertel, über dessen Bewohner man sich Witze erzählt, so wie in Deutschland über die Ostfriesen.
Da sitzen 2 Mühlviertler im Gasthaus. Einer von ihnen hat vor sich einen Schweinebraten. Er hat das Gefühl, da fehlt noch ein wenig Salz und will nachsalzen, nimmt den Salzstreuer, aber es kommt kein Salz heraus. So isst er den Schweinebraten eben so wie ihn der Wirt serviert hat.
Einige Augenblicke später kommt ein Linzer ins Gasthaus. Die Mühlviertler finden die Linzer immer ein wenig arrogant und deswegen unsympathisch. Der Linzer lässt sich auch einen Schweinebraten kommen, hat auch das Gefühl, da fehle noch ein wenig Salz, nimmt den Salzstreuer und bemerkt, dass die Löcher verstopft sind. Er nimmt einen Zahnstocher, macht die Löcher frei und kann seinen Schweinebraten salzen und mit Genuss essen.
Darauf sagt der Mühlviertler zu seinem Nachbarn: Ich mag sie ja auch nicht, die Linzer, aber eines müssen wir zugeben: Technisch sind sie uns haushoch überlegen.


Am Ende meiner Predigt möchte ich zeigen, wie uns der Glaube an den auferstandenen Christus überlegen macht.

Der Predigttext beginnt mit Vertrautem. Da sind die Frauen, die tun, was man als notwendig erachtet, weil es so Brauch ist. Man will sich ja nichts nachsagen lassen. Das Notwendige packen sie zur frühest möglichen Zeit an. „Der frühe Vogel fängt
den Wurm.“
Bist du auch so veranlangt? Oder tendierst du eher zu sagen: „Der frühe Wurm hat einen Vogel“?
Dabei nehmen die Frauen allerhand Mühen auf sich und machen sich mancherlei Sorgen. Mit welchen Mühen und Sorgen ist dein Leben belastet?
Bei den Frauen stellt es sich heraus, dass die Sorge wegen des Steines umsonst war, weil er schon weggewälzt war und die Öle hätten sie nicht besorgen müssen, weil es keinen Leichnam zum Salben gab. Hast du das auch schon ähnlich erlebt?

Eine Frau fragt eine andere Wie geht es dir?
Schlecht.
Warum?
Wegen der Corona-Impfung: erhöhte Temperatur, Gliederschmerzen, Mattigkeit.
Wann hattest du die Impfung?
Morgen ist der Termin.

So können uns manchmal Sorgen um Dinge, die in der Zukunft liegen, heute schon niederdrücken, und dabei kann es uns gehen wie den Frauen, die zum Grab unterwegs waren und nicht bemerkten, dass die Sonne aufging. Dabei meine ich mit Sonne das große Licht Gottes, das auch in dein Leben hineinleuchtet und dein Leben hell machen will.

Dann verlässt der Osterbericht gewohnte Erfahrungen. Er spricht von einer göttlichen Person in einem langen, weißen Gewand. Einem Engel.
Das Erschrecken der Frauen hat einen doppelten Grund: zum einen der Anblick, dann aber auch die Mitteilung, dass Jesus nicht hier ist. Er ist auferstanden.
Menschen suchen für das Unfassbare Erklärungen.
Liegt hier eine erfundene Geschichte vor von etwas, was sich so gar nicht zugetragen hat? Dann wäre es aber schlecht erfunden. Dann hätte der Verfasser doch besser Männer zum Grab gehen lassen, deren Aussagen auch vor Gericht Gewicht haben.
Könnte es einen Leichenraub gegeben haben? Auch das hat man erwogen.
Es gibt eine Strömung in der Theologie, die „Historisch kritische Theologie“, die behauptet, eine Auferstehung ist nicht möglich, weil es dazu keine analogen, vergleichbaren Ereignisse gibt. Ich halte diese Ansicht für dumm. Denn nach dieser Ansicht könnte es auch unsere Erde nicht geben, die doch auch einmalig ist.

Es kommt alles darauf an, dass wir den Boten und ihrer Botschaft vertrauen, glauben. Unser christlicher Glaube gründet nicht auf das, was wir sehen. „Selig, die nicht sehen und doch glauben“ sagt Jesus. Unser Glaube gründet auf das Wort – eines gottgesandten Engels, der Propheten, des gottgesandten Sohnes Gottes Jesus Christus, der von Ihm gesandten Apostel, der Heiligen Schrift, die ich für von Gottes Geist inspiriert halte.
Die Boten sind ganz unterschiedlich: mutig, schüchtern, ängstlich, oder auch stumm, wie es die Frauen zunächst waren. Es gibt aber auch solche, die so mutig waren, wie etwa Petrus und Paulus und viele andere, die bereit waren, im Dienste dieser Botschaft sogar in den Tod zu gehen. Das macht die Botschaft glaubwürdig.
Der Glaube kommt aus der Predigt und ist letztlich ein Wunder Gottes; eine neue Geburt. Du darfst beten, dass dieses Wunder geschieht – bei dir selber und bei anderen. Jesus hat zu Petrus gesagt: Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört. Ich glaube, dass Jesus so auch für mich betet. Du darfst glauben, dass er es auch für dich tut.
Wichtig sind die Zeugen und ihre Botschaft. Entscheidend ist aber die Begegnung mit Jesus, dem Auferstandenen, selber. Dazu wurden die Jünger Jesu nach Galiläa geschickt. Dort sollten sie Jesus selber begegnen.
Wir brauchen nicht nach Galiläa zu gehen. Jesus hat gesagt: „Wo 2 oder 3 in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ In unseren Gottesdiensten und Bibelkreisen versammeln wir uns in seinem Namen. Da dürfen wir damit rechnen, dass er da ist. Er verspricht es ja. Da wirkt und stärkt er unseren Glauben.
Es gilt aber auch: Ungehorsam gegen des Wort Jesu gefährdet den Glauben.

 

Nun will ich – wie angekündigt – deutlich machen, warum uns der Glaube an den Auferstandenen
überlegen macht:

  • Der Glaube hat die Verheißung des ewigen Lebens: „So hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an Ihn GLAUBEN, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
  • Dieser Glaube ist nicht irgendein Glaube, sondern der Glaube an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn: gestorben für unsere Sünde, dass wir davon unbelastet durchs Leben gehen können. Auferstanden. Damit hat er den Tod besiegt. Das nimmt uns die Angst vor dem Tod. Der Tod hat nicht das letzte Wort, sondern der Auferstandene, der dich hineinnimmt in seine Auferstehung
  • Das Beste kommt noch. Diese Überzeugung ist ein Licht in dunklen Tälern.  Das nimmt den Stress, in die noch verbleibende immer kürzere werdende „Restlaufzeit“ alles Mögliche hineinpacken zu müssen. Ich brauche nicht die Sorge zu haben, in diesem Leben etwas zu versäumen, weil das, was mich erwasrtet, gewiss viel größer ist als alles, was ich versäumen könnte.
  • Weil Jesus lebt, kann ich zu Ihm beten: Kann ihm meinen Dank und meine Freude sagen, aber auch meinen Kummer klagen und ihn um Hilfe bitten
  • Ich habe einen Begleiter, an dessen treuen Hand ich durchs Leben gehen kann, dessen Gegenwart ich manchmal spüre, oft aber auch nicht. Wenn ich nichts spüre, habe ich aber doch sein Wort: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“.
  • Ich habe eine Aufgabe: Hinweisen auf den Auferstandenen. Das gibt meinem Leben einen Sinn. Und wenn ich einmal so schwach geworden bin, dass ich keine Aufgabe mehr erfüllen kann, ist mein Leben dennoch nicht sinnlos geworden, weil ich wissen darf – und du sollst es auch wissen: Du bist von Gott gewollt – ein Wunschkind Gottes und von Ihm geliebt.


Das alles sind Gründe, warum uns der Glaube an den Auferstandenen überlegen macht.
Wenn du jemandem etwas wirklich Gutes wünschen möchtest, dann sag nicht: „und vor allem Gesundheit – das ist die Hauptsache,
sondern sage: „vor allem einen festen Glauben an den Auferstandenen. Das ist die Hauptsache“.

Amen.

 

 

   
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