Ökumenischer Gottesdienst (2012) in Bruggen/St. Veit anlässlich
10-Jahres-Versöhnungsfeier der evangelischen Vertriebenen im Defereggen
Die Inschrift der Tafel an der Kapelle in Bruggen hier zum Nachlesen:
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HERR ERBARME DICH Von 1684 bis 1686 wurden mehr als 600 Deferegger wegen ihres evangelisch-lutherischen Glaubens aus dem Tale vertrieben. Sie wandten sich nach Süddeutschland. Ihre Kinder unter 15 Jahren mussten sie zurücklassen, da nach damaligem Verständnis nur eine Erziehung im katholischen Glauben zum ewigen Heil führen konnte. Heute bekennen katholische wie evangelisches Christen gemeinsam, dass wir allein aus Gnade im Glauben an die Erlösungstat Christi von Gott angenommen sind und immer aus seinem Erbarmen leben. Unser Gedenken an sie sei Mahnung und Verpfllichtung zu Versöhnung und Frieden. Im Sinne der Vergebungsbitte von Papst Johannes Paul II. wurde anlässlich einer gemeinsamen Feier dieses Relief angebracht. St. Veit in Defereggen, am 20. Oktober 2002 |
von li n re: Evangelischer Pfarrer Hans Hecht, Bürgermeister Vitus Bischof Manfred Scheuer mit Superintendent Manfred Sauer
Monitzer von St. Veit; Bischof von Innsbruck Manfred Scheuer;
Superintendent der evangel. Diözese Kärnten/Osttirol Manfred Sauer;
Dekan Reinhold Pitterle aus St. Jakob sowie Pfarrer Stefan Bodner
aus St. Veit
Erinnerung an die Versöhnungsfeier vom 20. Oktober 2002
Superintendent Manfred Sauer, Superintendentin Luise Müller von Dekan Reinhold Pitterle/St. Veit; Alt-Superintendent Joachim Rathke
Salzbug/Tirol; Pfarrer Johannes Satlow von Eisentratten
Superintendent Manfred Sauer bei der Festansprache
Bei dieser Feier hielt der Historiker Dr. Michael Huber einen Vortrag (hier in voller Länge nachzulesen)
Die Geschichte der Ausweisung evangelischer Deferegger
Vortrag vom 29. September 2012 in Bruggen, St. Veit
Einleitung
Am 20. Oktober 2002, als vor fast 10 Jahren, stand das Defereggen im Zeichen einer Feier, die von hunderten Leuten besucht wurde und ein österreichweites Medienecho fand.
Eine vergleichbare Feier gab es bis dato erst einmal, nämlich bei der Einweihung des Freiheitskämpferdenkmals in Zotten am 8. August 1909. Damals waren hunderte Leute gekommen, viel Prominenz, darunter Erzherzog Eugen von Österreich (1863-1954), Hochmeister des Deutschen Ordens und Kommandant der Südwestfront im Ersten Weltkrieg, sowie zahlreiche Deferegger Forschtgiehner, die sich in patriotischer Gesinnung beim Zotten versammelt hatten, um der drei Deferegger Helden von 1809 bzw. 1810 zu gedenken.
Ein knappes Jahrhundert später fand eben hier beim Bruggerkirchl eine Feier ganz anderen Zuschnitts statt.
Im Gedenken standen diesmal nicht Gefallene, nicht Helden im traditionellen Sinne, sondern Ausgewiesene, Entrechtete – Menschen, denen man kurz gesagt Heimat und Kinder genommen hatte. Das Bild des Helden hat sich inzwischen gewandelt, genauer gesagt erweitert: Waren es damals sage und schreibe drei Personen, denen man ein Denkmal gewidmet hat, so wurde hier vor 10 Jahren über 600 Menschen ein Denkmal gesetzt.
Sie sind seit 2002 auch dank diverser ökumenischer Aktivitäten von Pfarrer Hans Hecht erfreulicherweise nicht mehr in Vergessenheit geraten.
Trennung, Abschied, Schmerz – ein Thema, das von brennender Aktualität ist, wenngleich die Dimensionen heutiger Flüchtlingstragödien jene von 1687 um ein Vielfaches übersteigen. Auch die Ursachen und Umstände waren völlig andere als heute.
Der Satz „Nie mehr darf der Glaube Deckmantel für Verfolgung und Vertreibung sein“, der auf der Einladung zu dieser Feier steht, mag sich in unseren Breiten verwirklicht haben, für andere Weltgegenden ist es noch ein weiter Weg dorthin.